Im Rahmen der freien Debatte des Europäischen Rates am 07. April rief der Leipziger Bundespolitiker Dr. Thomas Feist (CDU) die europäischen Staaten zu einem vereinten Vorgehen gegen Jugendarbeitslosigkeit auf.
„Wenn Europa auch wirtschaftlich zusammenwachsen will, müssen wir uns der Aufgabe widmen, gemeinsame Qualitätsstandards für Lehre und Ausbildung zu schaffen. Als erfahrener Partner wird Deutschland seinen Nachbarn hierbei gern zur Seite stehen. So ermöglichen wir der europäischen Jugend reelle Zukunftschancen und tragen nachhaltig zum Aufbau einer sich selbst tragenden Wirtschaftsstruktur bei“, prognostiziert Feist.
Nachfolgend der Originaltext der Rede bei der parlamentarischen
Versammlung des Europarates:
Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren,
wenn wir über Gerechtigkeit in Europa sprechen, so darf eine Gruppe nicht aus dem Blick kommen, die die Zukunft unserer Gemeinschaft darstellt. Ich rede von den jungen Menschen in unseren Ländern. Und ich rede von deren Anspruch auf Bildungsgerechtigkeit.
In Deutschland stellen wir uns der Aufgabe, wie wir die Gleichwertigkeit akademischer und beruflicher Bildung verbessern können. Gleichwertigkeit dieser Bildungsstränge heißt für uns, dass es funktionierende Übergänge zwischen beiden gibt, dass Aufstiegsmöglichkeiten und gesellschaftliche Partizipation für alle Jugendlichen garantiert wird, die eine abgeschlossene Bildung vorweisen können.
Bildungsgerechtigkeit bedeutet, dass jeder junge Mensch eine Chance erhält, sich in seiner Profession zu verwirklichen und einen Arbeitsplatz findet. Und hier sehen wir in der dualen beruflichen Bildung einen Schlüssel für unsere gemeinsame Zukunft in Europa. Jugendarbeitslosigkeit in vielen europäischen Ländern ist kein Schicksal, dem man sich fügen muss. Man kann ihr wirksam entgegnen – in der Gleichwertigkeit akademischer und beruflicher Bildung.
Im Bildungsausschuss des Deutschen Bundestages und auch im Ausschuss für Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik bin ich mir mit meinen Kollegen einig, dass wir in gemeinsamer europäischer Anstrengung hier wirklich etwas bewegen können. Und wir sind bereit, zu helfen und vor Ort zu unterstützen. Dies tun wir bereits erfolgreich mit einem Teil unserer deutschen Auslandsschulen oder den Außenhandelskammern. Unser Credo dabei ist, dass es eine breite Akzeptanz von beruflicher Bildung nur dann geben kann, wenn sie eben mehr ist als Lernen durch Beobachten. Es bedarf jeweils breit und umfassend aufgestellter Lehrpläne, transparent formulierter Ziele und dem ganzheitlichen Bildungsansatz. Hier wollen und werden wir all denjenigen Ländern beratend und unterstützend zur Seite stehen, die an dem Modell der dualen Berufsausbildung interessiert sind.
Duale berufliche Bildung verbindet Bildungsanspruch mit wirtschaftlichem Effekt. Denn sie sichert dauerhaft qualitativ hochwertige und daher gut bezahlte Arbeitsplätze. Sie bildet Übergangsmöglichkeiten zu dualen Studiermöglichkeiten und die Voraussetzung zu akademischer Bildung.
Wir haben uns in Europa gemeinsam auf die Standards geeinigt, nach denen wir die Leistungsfähigkeit unserer Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen bewerten. Hier zählt für uns nur ein Kriterium und das ist Exzellenz. Wenn wir nun
von der Gleichwertigkeit akademischer und beruflicher Bildung sprechen, dann heißt es für mich, dass wir im Bereich der Berufsbildung auch nur dieses Kriterium anwenden sollten, wenn wir gemeinsam erfolgreich bleiben wollen. Exzellenz in der beruflichen Bildung heißt für mich und meine Kollegen aus dem Deutschen Bundestag, dass wir uns über gemeinsame Ausbildungsstandards an dem orientieren, was in Deutschland und anderen Ländern der Gesellenbrief und der Meisterbrief ist. Auf diese Weise schaffen wir Mobilität im beruflichen Sektor auf hohem und höchstem Niveau. Mobilität der exzellent Qualifizierten statt Mobilität der Unterbezahlten. Mobilität mit Mehrwert für alle. Und ein Stück mehr Gerechtigkeit für junge Menschen in Europa.